Historie der Vermeidung von aufsteigender Feuchtigkeit

Seit die Menschheit sich Behausungen baut besteht das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit. Anfangs war es wichtig, den Schlafplatz trocken zu halten, von oben wie von unten. Blenden wir die Fußbodenheizungen der Römer aus und schauen auf das Mittelalter im Norddeutschen Raum.

Das Mittelalter

Die ländliche Bevölkerung im Mittelalter lebte mit dem Vieh unter einem Dach. Die Feuchtigkeit auf dem Boden und den Wänden war ein ständiger Begleiter. Der Boden bestand meist aus Stampflehm, nur selten wurden Steine oder Holz verwendet. Die Ärmsten mussten auf der Erde, auf Laub oder Moos die Nacht verbringen. Trocken war es meist nur in den Schlafalkoven, die 40 bis 50cm hoch vom Boden entfernt mit Stroh gepolstert waren. Wer es sich leisten konnte, besaß einen, da die Beheizung des Hauses nicht möglich war.

In den Städten wurde zunehmend in die Höhe gebaut, auch waren immer mehr Häuser aus Stein gebaut. Fehlende Kanalisation und Regenabläufe setzten den Menschen im Erdgeschoss stark zu. Wer es sich leisten konnte lebte im Obergeschoss, dort blieb die aufsteigende Feuchtigkeit aus. Auch der Holzfußboden trug zur Behaglichkeit bei.

1500-1850

Für die ländliche Bevölkerung änderte sich an der Wohnsituation nicht viel. Vebesserungen werden auf Gutshöfen und Landgütern beobachtet, dort wird der Wirtschafts- vom Wohntrakt getrennt. Nun wird es möglich Wohngebäude erhöht zu bauen. Die Herrschaften lebten auf dem erhöhten Erdgeschoss und die Bediensteten arbeiten im Souterrain und schliefen unter dem Dach. Es finden sich aber auch immer mehr Gehöfte die durch eine Wand zum Vieh getrennt, und durch einen Zwischenboden von der Bodenfeuchte geschützt waren. Vermehrt wurden Abzugsgräben angelegt, um Nässe vom Gebäude zu leiten. Auch wurden in der direkten Nähe zum Wohnbereich Birken gepflanzt, die dem Boden Feuchte entzogen.

Durch die beginnende Industrialisierung wuchsen die Städte immer weiter. Um den Bauboom zu beherrschen, wurde meist aus Holz gebaut, mit der Folge, dass es immer mehr verheerende Brände in Städten gab. Der Schutz vor Nässe rückte in den Hintergrund, nur die wohlhabende Bevölkerung konnte sich eine dauerhaft trockene Behausung leisten.

Kriege und Seuchen sind auf dem Land und der Stadt allgegenwärtig. Die Wohnsituation wird durch Fäkalien und feuchte Kälte weiter verschlechtert. Krankheit und Tod sind ständige Begleiter zu dieser Zeit.

Bis zum 1. Weltkrieg

Der bescheidene Wohlstand erreichte nun Stadt wie Land. Neubauten werden nun mit Rücksicht auf den Feuchteschutz errichtet. Wo es möglich war wurden Wohngebäude erhöht gebaut, so das ein Holzboden eingezogen werden kann mit einem Hohlraum darunter. Auch kam der Terrazzo Boden in Mode, der zwar kalt aber trocken war. Das Ableiten des Regenwassers und der Bau von Kanalisationen wurde immer wichtiger für die Bevölkerung. Dichte Fenster und Türen wurden Standard. Erst wurden einzelne Räume dann ganze Häuser geheizt, mit der Folge, dass feuchte Wände ein Problem wurden.

Aufsteigende Feuchtigkeit wurde mit dichten Natursteinen oder hartgebrannten Klinkern entgegen gewirkt, nicht immer mit bleibendem Erfolg

Die aufsteigende Feuchtigkeit in Wänden wurde zuerst mit hauchdünnen Glasplatten in der Mörtelfuge begegnet, seltener mit Schieferplatten, da teurer. Mit der Erfindung der Dachpappe um 1840 stand erstmals eine elastische und mörtelresistente Horizontalsperre zur Verfügung ( teils noch zu dünn um dauerhaft zu schützen). Sie setzte sich als solche ab 1900 immer weiter durch. Der bauliche Nässeschutz wurde weiter durch Dachrinnen, Regenwasserableitung und Gefälle im Pflaster verbessert.

Zwischen den Kriegen

Kurz nach dem 1. Weltkrieg war der Nässecchutz noch nicht im Fokus der Bauherren, aber es wurde immer wichtiger. Bauten wurden jetzt fast immer mit Bitumenbahnen gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt. Auch wurde der Zement immer erschwinglicher. Betonfundamente oder gegossene Kellerwände waren keine Besonderheit mehr.

Die Ausbildung im Bauhandwerk wurde immer besser und so auch das Wissen um den Feuchteschutz. Kapilarbrechende Kiesschichten und Dränagen aus durchlässigen Betonrohren waren dessen Ergebnisse. Es wurden in dieser Zeit die Grundlagen des modernen Wohnungsbaus gelegt.

Trotz des Wissen um die aufsteigende Feuchtigkeit wurden immer wieder Gebäude ohne, oder mit mangelhafter Horizontalsperre errichtet. Auf dem Lande gehörten z.B. Stallgebäude dazu, weil davon ausgegangen wurde, daß diese Wände sowieso nass sind.

Ab 1945

Das Wissen über bauphysikalische Grundsätze hat sich im Bauhandwerk verfestigt. Nur selten wurde aus Mangel kurz nach dem Kriege auf eine Horizontalsperre verzichtet. Ab den 50ger Jahren ist Feuchteschutz Standard, ab dieser Zeit ist von einer Horizontalsperre in Gebäuden auszugehen.

Die Renovierung in die Jahre gekommender Gebäude führt ab jetzt vermehrt zu Problemen. Eine funktionierender Feuchteschutz, durch eingezogene Holzböden, werden durch auffüllen mit Bauschutt zu einem Problem. Umbauten von Stallgebäuden oder alten Gebäuden zu beheizten Wohngebäuden können zu Problemen führen.

Bis Ende der 70iger Jahre wurde die Wärmeisolierung von Gebäuden nur mäßig betrieben, die Folge waren nasse Wände. Diese wurden durch kalte Wandoberflächen erzeugt ( Taupunkt auf der Wandoberfläche )  und durch Lüften können diese teils nicht kompensiert werden. Heute ist die nachträglich aufgebrachte Isolierung von außen, innen oder im Hohlraum ein Thema. Jede nachträgliche Isolierung muss auf die Einflüsse auf den Baukörper betrachtet werden. Hier zeigt sich die Komplexität, die fast nur noch von Fachleuten beherrscht werden.

Heutige Bauwerke sind auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgelegt, so ist es Standard geworden ebenerdig zu bauen. Dies bedingt eine absolute dichte, elastische und dauerhafte horizontal-sowie eine vertikale Abdichtung. Moderne Kunststoffe machen dieses möglich. Die Dauerhaftigkeit dieser Systeme müssen sich allerdings noch bewähren.

In den 60igern wird eine nachträgliche Horizontalsperre durch Steinaustausch realisiert, aber langsam setzen sich auch andere Verfahren durch, die bis heute zu einer Vielzahl von Möglichkeiten der Trockenlegung führten. Im Neubau ist heute die Horizontalsperre sicher und zertifiziert. Auf dem Gebiet der nachträglichen Sperre ist dies nicht so und hat auch viel mit Vertrauen zum Verfahren und zum Anbieter zu tun.

Die heutigen Baumethoden und Überprüfungen von Standards machen das Bauen sicher, wie immer mit negativen Ausnahmen. Ein kompletter Hausbau oder eine anspruchsvolle Renovierung ist in Eigenleistung kaum zu realisieren. Es gehören heute eine Vielzahl von Fachleuten und professionellen Gewerken zum Bauen.